Entstehung des Sächsischen Kröpfers / Sondervereines

Rasse des Jahres 2021 im SRV - Sächsische Kröpfer

Der SRV hat den Sächsischen Kröpfer zur Rasse des Jahres 2021 auserkoren. Für uns, den Sonderverein der Züchter des Sächsischen Kröpfers von 1927, ein willkommener Anlass, die Rasse anlässlich der Lipsia mit Infostand und Volieren den Besuchern zu präsentieren. Aus bekannten Gründen war die Ausrichtung dieser Schau leider nicht möglich; somit beschränken wir uns auf die literarische Vorstellung. Die hier anschließende Erläuterung soll helfen, die Geschichte zu dieser Rasse sowie deren Charakter bzw. Eigenart besser zu verstehen.

Entstehung des Sächsischen Kröpfers und dessen Sondervereins

Unbestritten beansprucht der Sächsische Kröpfer einen festen Platz in der Rassetauben-, speziell Kropftaubenzucht, was nicht zuletzt die wiederkehrenden Meldezahlen von ca. 200 Tieren bei der jährlichen Hauptsonderschau belegen. Dennoch ist und bleibt er eher eine Rasse für den Individualisten, der seine Aufmerksamkeit eher dem Außergewöhnlichen zukommen lassen möchte.
Was zeichnet diese Rasse nun aus bzw. grenzt sie von anderen Rassen mit Fußbefiederung ab?
Im Rassetauben-Standard ist hier unter Gesamteindruck zu finden:
„Mittelgroßer, aufrecht stehender, schlanker Kröpfer mit langen Läufen und mittellanger Fußbefiederung, birnenförmiger Kropf; als Besonderheit teils weiße Binden.“
Vitalität in Kombination mit einem ansprechenden Wesen verleiht ihm eine selbstbewusste und zugleich temperamentvolle Ausstrahlung. Der moderne Sächsische Kröpfer verkörpert eine hochstehende, schlanke Gesamterscheinung mit harmonischen, gut abgestimmten Körperproportionen. Vor allem die aufrechte Haltung mit zwei Drittel vor und einem Drittel hinter dem Laufaustritt tragen zu seiner imposanten Erscheinung bei. Als optisches Fundament dient hierbei ein abgedrehtes und gut überbautes Fußwerk mit Übergang zu den Geierfedern. Das leicht taillierte Blaswerk mit ausreichend Oberkropf muss stets kontrollierbar sein; ein leichter Nackenbogen verleiht dem Tier zusätzliche Eleganz.

Aktuell gibt es beim Sächsischen Kröpfer 17 anerkannte Farbenschläge, hiervon 6 weissbindig. Speziell die Isabellen mit weißen Binden wurden seit Entstehung der Rasse immer wieder herausgestellt und sind nicht nur das farbliche Aushängeschild. Nahe Verwandte dieser sind die Hellblau-Weißbindigen, weil auch hier der genetische Hintergrund für die Weißbindigkeit auf dem Faktor Dominant Opal beruht. Die weißen Binden bei den Schwarzen, Roten, Gelben und Blauen basieren rein auf dem Vorhandensein des Toy-Stencil-Komplexes. Wer belatschte Kröpfer mit einem solchen Farbspiel züchten möchte, kommt am Sächsischen definitiv nicht vorbei. Von allen Kropftaubenrassen mit Fußwerk ist es nur hier gelungen, die beiden Merkmale in einer Rasse zu vereinen. Eindeutig ein Alleinstellungsmerkmal, das - wie eingangs erwähnt – was für Individualisten ist, die sich aber auch der züchterischen Herausforderung bewusst sein sollten.

Entstehungsgeschichte
Diese Kropftaubenrasse hat ihren Ursprung im sächsisch-thüringischen Grenzgebiet um Naumburg und Weißenfels und lässt sich über mehr als 2 Jahrhunderte zurückverfolgen. So wurden bereits 1777 im "Ulmer Taubenbuch" Kröpfer in der Isabellenfarbe erwähnt, wenngleich es seinerzeit Rassen in unserem heutigen Sinne nicht gab. "Im Neumeister" (erste Ausgabe 1837), später umgearbeitet von Prütz (1876) findet man die ersten farbigen Abbildungen, und zwar in Blau mit weißen Binden, Isabell mit weißen Binden, Schwarz, Weiß und Rot. Sowohl bei Prütz als auch bei Brehm, der 1857 die gleichen Farbenschläge beschreibt, wurde immer noch vom holländischen Kröpfer gesprochen, was aber selbst von Holländern (Spruijt) als falsch bezeichnet wird und bestenfalls darauf hin deutet, dass eine Verknüpfung Holländischer Kropftauben, Prager Kröpfer und Brünner Kröpfer vorhanden sein sollte. Völlig durchgesetzt hat sich der Name Sächsische Kröpfer erst zwischen 1920 und 1930, also von ca. 100 Jahren.
Die Isabellen waren lange Zeit der bekannteste und wohl auch der begehrteste Farbenschlag, den sich vor allem gut betuchte Leute leisten konnten. Vielleicht war das der Grund, dass die Rasse trotz ihrer viel gerühmten Schönheit immer selten blieb. Die übrigen Farbenschläge waren lange immer nur Rarität.
Erst um die Mitte der zwanziger Jahre, als sich einige fähige Züchter aus Sachsen der Rasse angenommen hatten, kam Schwung in die Sache. Stellvertretend seien hier die Herren Adam/Weinböhla, Herrmann/Kötzschenbroda, Kaul/Eibau und Haufe/Schmölln genannt, welche im Jahre 1927 in Leipzig auf Anregung des bekannten Sächsischen Taubenkenners Albin Prößdorf/Lausen beschlossen, die Vereinigung der Züchter der Sächsischen Kröpfer gründeten. Zum Vorsitzenden wurde letztlich auch A. Prößdorf gewählt, der das Amt bis zu seinem Tode 1962 ausübte.
In den Jahren bis zum Ausbruch des Krieges waren die Isabellen des Züchters Adam, Weinböhla, das Maß aller Dinge, ohne die Verdienste der anderen Züchter schmälern zu wollen. So konnte er nicht nur in Leipzig zur Lipsia, sondern auch in Hannover zur Jung-Geflügelschau mit seinen Tieren hohe und höchste Auszeichnungen erringen.
Der Krieg bedeutete dann wie für viele Geflügelrassen fast das Ende. In Sachsen sowie in Niedersachsen am Harzrand überlebten einige wenige Exemplare des Sächsischen Kröpfers. Wieder war es Albin Prößdorf, der zwar nur theoretische Hilfe leisten konnte, aber immerhin dafür sorgte, dass durch Einkreuzungen von Verkehrtflügelkröpfern die kritische Phase zur Erhaltung der Rasse überbrückt werden konnte. In den ersten Nachkriegsjahren kam es mangels Züchtern und Tieren noch zu keinem neuen Vereinsleben. 1950 und 1951 fanden sich neue Interessenten. Zu einer von Prößdorf 1953 einberufenen Versammlung kamen 2 Mitglieder. Die nächste Versammlung fand 1954 statt. Aber erst 1955 in Altenburg fand die wirkliche Wiederbelebung als SZG statt.
Bis sich im Westen die Mitglieder für einen Sonderverein fanden, dauerte es bis 1968. Anlässlich der Nationalen in Dortmund trafen sich an den Käfigen der Sächsischen Kröpfer die Züchter M. Lindner, E. Meckenstock und H. und W. Koch und beschlossen, die bis dahin kaum bekannte Rasse durch Gründung eines Sondervereins in Westdeutschland aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken. Zum Vorsitzenden wurde Dr. W. Koch gewählt.

Wenngleich die wenigen Züchter in West und Ost von der Existenz der SZG oder eines inzwischen gegründeten S.V. wussten, so hatte man vom Zuchtstand der Farbenschläge im jeweiligen Teil Deutschlands nur geringe Kenntnisse. Erst der westdeutsche Besuch einer Lipsia-Schau brachte die Gelegenheit, erste Züchter-Kontakte zu knüpfen. Durch diese Verbindungen und dem Austausch von Zuchttieren konnte eine stete Angleichung von Typ und Farbe erreicht werden, welche beim Fall der Grenze bereits weitestgehend abgeschlossen war.
Die Bereitschaft, Zuchtfreunden mit Tieren auszuhelfen, wenn diese für die Zucht benötigt werden, ist seit Bestehen des S.V. eigentlich schon immer eine Selbstverständlichkeit. Im Jahre 1991 erfolgte dann unter der Führung von Alex Sporbert  und Dr. Wilfried Koch die Wiedervereinigung der beiden Vereine zum Sonderverein der Züchter des Sächsischen Kröpfers, gegründet 1927.