Pflege und Haltung belatschter Tauben
(Auszug von Beitrag aus Geflügel-Börse 11/95)

Auf älteren Darstellungen sind bereits Haustauben mit befiederten Läufen abgebildet. Daß mit der Veredlung solcher Haustaubenformen versucht wurde, diese Erscheinung gezielt zu erhalten bzw. zu verstärken, hat heute zu Taubenrassen geführt mit teilweise außergewöhnlich langen Federn an den Beinen. Befiederte Läufe können relativ leicht auftreten, sie werden bei vielen Taubenrassen jedoch meist durch Kreuzungen mit anderen Rassen mit bereits vorhandener Fußbefiederung erreicht.

Im Stehen liegt der Schwerpunkt des Taubenkörpers auf der Höhe des Kniegelenks, zwischen Oberschenkelbein und Schienbein, die wir beide durch die Befiederung und Flügel nicht sehen können. Was oft mit dem Bein gemeint wird, ist der Mittelfußknochen (beim Menschen der Fuß), den wir in unserer Fachsprache mit Lauf oder Laufbein andeuten, gefolgt von drei Vorderzehen und einer Hinterzehe. Mit dem Term „Fußbefiederung" meinen wir bei den Rassetauben also wirklich deren Fuß – das Laufbein und die vier Zehen.

Beringung 

In den ersten Tagen nach dem Beringen ist darauf zu achten, daß der Ring nicht vom Unterschenkel abrutscht; am Laufbein würde der Ring das Wachstum stören. Die richtige Ringgröße ist zu beachten.

Tauben mit Fußbefiederung sind anzutreffen unter Groß- Mittelkröpfern, bei etlichen Farbentauben, auch Trommeltaulben und bei mehreren Tümmlerrassen. Die anderen Gruppen haben meist Rassen mit gering befiederten Läufen (Ausnahme: die Schmalkaldener Mohrenköpfe bei den Strukturtauben). Handelt es sich dabei nur um befiederte Läufe (behost) oder um eine zusätzliche leichte Zehenbefiederung (bestrümpft), so ist auf eine Anpassung bezüglich der Unterbringung und Pflege keine besondere Rücksicht zu nehmen. Züchter, die diese Rassen bevorzugen, vermeiden damit den größeren Aufwand, die Rassen mit großen Fußfedern mit sich bringen, der jedoch eigentlich nur aus einer rasseorientierten Anpassung der Schlageinrichtung besteht.

Übrigens sollten Betrachter, die solche Züchtungen mit Skepsis sehen, bedenken, daß die richtige Unterbringung ein sauberes, unbeschädigtes Fußwerk garantiert. Durch das gute Flugvermögen der Taube bewegen sich belatschte Tauben ohne Behinderung fort. Zudem wird durch einen guten Aufbau der Latschen, d. h. bei denen die Federn seitlich abdrehen, das Gehen nicht behindert. Diese runde Form der Fußbefiederung hat nicht umsonst zu dem Ausdruck „Tellerlatschen" geführt. Der Bodenbelag sollte jedoch nicht zu grob strukturiert sein.

Bei der Haltung großbelatschter Rassen müssen die Züchter dieser Rassetauben, dafür Sorge tragen, daß der Taubenschlag so eingerichtet ist, daß die Tiere im Bewegungsablauf sich normal verhalten können, damit ihr Wohlbefinden durch die Extrafedern nicht gestört ist - das sollte immer ein Grundgedanke bei der Zucht dieser Rassen sein.

Ein trockener und sauberer Schlag mit der auf die Rasse abgestimmten Einrichtung ist Grundregel einer modernen Rassetaubenzucht. Vor allem für belatschte Taubenrassen soll der Boden trocken sein. Eine gute Alternative sind Kotbretter nach dem Prinzip in der Hühnerhaltung, jedoch dürfen die Tauben hierauf selbstverständlich nicht laufen; vorbeugend ist (siehe Zeichnung) das Abdecken mit Gittern oder Draht eine gute Lösung.

Ohne Einstreu geht es wohl nicht, und das Standardrezept hierfür ist Sand, der mit einem Rechen oder Sieb allgemein gut zu reinigen ist. Alternativen sind natürlich möglich, jedoch beinhalten sie nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile. Hobelspäne sind leicht und sammeln sich leicht in den Ecken an, vor allem, wenn es sich um eine unruhige Rasse handelt. Stroh ist zwar möglich, jedoch nur zerkleinert, da die Tiere ansonsten auf diesem nur ungern laufen. Stroh als Einstreu für belatschte Tauben ist nicht gerade vorteilhaft, da auch der Kot oben liegen bleibt.

Ausprobieren ist die Devise. Die leichte, sogenannte Katzenstreu fand ich (auch für glattfüßige Tauben) an und für sich gut, bei einer starken Belastung (z. B. durch Betreten) zerkrümelt sie aber relativ schnell und führt beim Saubermachen mit einem Rechen nach einiger Zeit zu ziemlich viel Staub im Stall. Durch ihre Saugfähigkeit ist sie aber sehr gut für Kotbretter zu verwenden. Jedoch ist auch beim Sandboden auf die richtige Auswahl zu achten (Flußsand), damit unsere Pfleglinge nicht schnell „gelbe Füße" bekommen und einer starken Staubentwicklung vorgebeugt wird.

Wollen wir die Latschen in makellosem, d. h. unbeschädigtem Zustand erhalten, darf der Taubenschlag auf keinen Fall überbesetzt sein, da die Fußfedern durch Abnutzung, Verschmutzung oder Platzmangel schneller abbrechen werden. Ausreichende Platzverhältnisse zur Rasse sind also ein Muß, manche Rassen vertragen sich auf engerem Raum jedoch besser als andere. Auch sind die Federn „härterer" Farben strapazierfähiger als bei weicherem Gefieder, das eben nicht soviel aushält.

Ausreichende Sitzgelegenheiten lassen die Tiere zur Ruhe kommen und bieten ihnen außerdem die Möglichkeit zum Ausweichen. Festzustellen ist dann auch, daß die Taube bestimmte Stellen im Stall bevorzugt und jede Taube abends den eigenen Sitzplatz aufsucht. Die Sitze sind Ruheplätze, auf denen die Tauben meist stehend verweilen und erst dann die Beine nicht mehr brauchen, wenn sie auf dem Bauch ruhen, meist seitlich von einem Flügel unterstützt.

Natürlich brauchen Tauben mit größeren Latschen mehr Platz, im Fachhandel gibt es jedoch keine speziell auf sie zugeschnittenen Sitze (bis auf eine Ausnahme), so daß der Rassetaubenzüchter (seit jeher) auf seine eigenen Ideen angewiesen ist. Die Lösung sind dann traditionelle Bügel, auf denen die eigentlichen Sitzplätze befestigt sind, rund, quadratisch oder rechteckig. Die (Eisen-)Bügel sollen diagonal zur Wand verlaufen, damit sie von den Tauben nicht ebenfalls als Sitzgelegenheit benutzt werden, was die Abnutzung der Latschen beschleunigen statt entgegenwirken würde.

Sitzplatz 

Beispiel von optimalen Sitzplätzen mit Kotschutzgitter

Den eigentlichen Sitz, in der Regel aus Holz, habe ich hie und da schon zu groß gesehen, deshalb zu groß, weil auf ihm der Kot liegen bleibt; er verschmutzt die Latschen und auch Geierfedern, was nicht Sinn und Zweck unserer Bemühungen ist. Der Durchschnitt für normalgroße Tümmler ist mit sechs Zentimeter ausreichend. Beljaars (1989) nennt den Durchschnitt für schwerbelatschte, d. h. langfiedrige Rassen mit neun Zentimeter, der Abstand zur Wand beträgt ca. 25 Zentimeter, und um dem Überspringen vorzubeugen (was dominierende Täuber gerne machen), beträgt der Abstand zwischen den Sitzplätzen 45 Zentimeter (aus: Holländische Kröpfer). Für Farbentauben ist dieser Zwischenabstand weniger. Auch der vertikale Abstand richtet sich nach der gehaltenen Rasse (zu beachten sind aufgerichtete Figuren, z. B. bei Pommerschen Kröpfern oder Verkehrtflügelkröpfern).

Wenn die Sitze unten angebracht werden, neigen die Tauben beim Betreten des Schlages dazu, auf den Boden oder wegzufliegen. Es ist im Verhalten der Taube verankert, bei der „Flucht" den höchsten Punkt erreichen zu wollen. Auf ca. Augenhöhe lassen sich die Tiere auch besser betrachten, und außerdem ist das Verhältnis des Züchters (durch direkten Augen- und Stimmenkontakt) zu seinen Tieren dadurch intensiver.

Die Lauf- und Sitzbretter ständig frei von Kot zu halten, ist so gut wie unmöglich. Deshalb sollten diese möglichst schmal sein bei normalgroßen und kleineren Rassen. Holzbretter leiden unter dem vielfachen Abspachteln, wodurch solche mit einer Kunststoffschicht eine gute Alternative sind. Mit Wasser und Spachtel sowie Schwamm läßt sich auch der getrocknete Kot leicht entfernen. Auch auf dem Boden haben belatschte Tauben gerne (erhöhte) Sitzgelegenheiten. Umgekehrte Blumentöpfe aus Ton sind eine einfache und zweckmäßige Möglichkeit, und auch Holzklötze lassen sich verwenden; in Heimwerkerstätten kann nach optisch attraktiveren (zweckentfremdeten) Lösungen gesucht werden, und auch wird die Werkstatt des Züchters so einige Ideen hervorbringen (müssen). Daß die Nistzellen und deren Eingänge bzw. Anflugstellen dementsprechend groß bzw. an- gepaßt sein müssen, bedarf keiner weiteren Erklärung. Zumindest werden diesbezüglich im Fachhandel unterschiedliche Nistschalengrößen und -höhen angeboten.

Anmerkung des SV: In der Praxis gut bewährt haben sich Wand- oder Sitzhocker aus Holz, die untereinander angebracht werden. Die Tiefe dieser Hocker sollte nach unten abnehmend sein um ein gegenseitiges Beschmutzen der Tiere bei Kotabgabe zu vermeiden!

zurück